Einsatz Oktober 2025
Wir sind vor Ort
Der Abschluss
Der Einsatz ist mit der Ankunft der letzten Teammitglieder am 4.11. morgens nun definitiv zu Ende.
Bilanz werden wir im Laufe der nächsten Wochen auch an Debriefing-Meetings ziehen. Wir konnten vieles Erreichen, viel neues Anstossen, einige neue Fachkräfte für die Weiterbildung in Tanzania gewinnen, welche ZMT unterstützen wird. Auch konnten wir das Solar-Projekt anstossen (neue Solaranlage von der Schweiz, ZMT und Privaten gesponsert, welche die komplette Stromversorgung für das ganze Spital sichert, ein für unsere Verhältnisse sehr grosses Projekt). Überschattet wird der Einsatz durch die heftigen und gewalttägigen Ausschreitungen nach den Wahlen und die abenteuerliche, zum Teil vorzeitige Heimreise des ganzen Teams. Wir sind sehr glücklich, dass alle wohlauf wieder zu Hause sind. Müssen aber betonen, dass wir nie in unmittelbarer Gefahr gewesen sind. Ebenso kam niemand von den lokalen Spitalmitarbeitenden und uns unterstützenden Leuten der lokalen Schweizer-Community zu Schaden. Aktuell hat sich die Lage etwas stabilisiert. Wir sind sehr froh darüber.
Wir haben Geschichte erlebt! Tansania befindet sich nach 64 Jahren stabiler und sicherer Demokratie an einem Wendepunkt.
Gerade deshalb gehen wir mit ZMT mit noch mehr Elan und Einsatz weiter. Wir sind dies den vielen Mitarbeiter und Freunden vor Ort schuldig. Jetzt erst recht!
Jedenfalls haben wir bei der improvisierten Verabschiedung am Spital (letzten Freitag morgen, ca. 70 Mitarbeiter des Spitals, welche trotz Ausgangssperren und Versammlungsverbot vor Ort waren) unsere 3 nächsten Einsätze für das Jahr 2026 angekündigt.
Wir danken allen, welche diesen Blog gelesen haben und uns damit gewaltig unterstützen.
Wir hoffen euch an einer der nächsten Veranstaltungen begrüssen zu dürfen:
21.11.2025 19 Uhr: Oetwiler Filmabend in Oetwil am See. Film Gabriel and the Mountain Tanzania 2027, Kollekte zu Gunsten von ZMT
24.11.2025 um 18 Uhr: Publikumsvortrag am Stadtspital Waid, das ganze Skript wird dafür neu geschrieben nach diesem Einsatz
29.11.2025 ganzer Tag: ZMT-Stand am Weihnachtsmarkt in Wipkingen, Zürich auf dem Röschibachplatz
6.12.2025 ganzer Tag: ZMT-Stand am Chlausmärt in Bassersdorf
10.12.2025 19 Uhr: Mbuzi meets Gais, Vortrag im Mehrzweckgebäude Weier in Gais
Damit endet dieser Blog.
Asante Sana
Stefan Christen für das ganze Einsatzteam Oktober/November 2025
die weiteren Tage ...
Unser Einsatz im Spital Ifisi neigt sich dem Ende entgegen. In allen Fachbereichen wird Bilanz gezogen, was erreicht werden konnte und wo wir bei den kommenden Einsätzen Energie und Arbeit investieren, um weitere Fortschritte zu erzielen.
Noch einmal geniesst jeder in seinem Bereich die Dankbarkeit der Menschen, denen wir begegnen. Seien es Patienten oder Spitalmitarbeiter.
Politische Unruhen nach den Wahlen vom 29. Oktober überschatten das sonst so sorglose und dankbare Abschied nehmen von unseren tansanischen Freunden. Improvisation und Ruhe sind gefragt, wenn alles ohne Internet und teilweise ohne Telefon organisiert werden muss, da die lokale Kommunikationsinfrastruktur aus politischen Interessen abgeschaltet wird. Natürlich bestehen auch gewisse Sicherheitsbedenken, denen unsere Teamleiter Stefan und Laszlo dank ihrer Erfahrung mit Organisation, guter Kommunikation und Ruhe begegnen.
Ganz ohne offizielle Dankesbekundung und gute Wünsche lässt man uns aber doch nicht gehen. Mit viel tansanischer Herzlichkeit und von Herzen kommender Dankbarkeit werden wir am Freitag Vormittag in der Spitalkirche von Martin, dem klinischen Direktor, und Faustina, der administrativen Spitalleiterin, verabschiedet. Es wird gelacht, gesungen und die Ansprachen rühren uns zu tiefst. Martin spricht von den vielen Fortschritten, die in den vergangenen 12 Jahren erreicht werden konnten. Von den vielen Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden sind. Und von den Zielen, die wir in Zukunft gemeinsam erreichen können. Die Kontinuität und enge Verbindung zu den lokalen Ärzten und dem Gesundheitspersonal konnte schon viel erreichen und schafft eine gute Grundlage für weitere nachhaltige Fortschritte.
Wir sind dankbar, Teil dieses Projekts, ein Teil dieser schweizerisch-tansanischen Freundschaft zu sein.
Victor Dürst
Montag, 27. Oktober 2025
Mein ersten Einsatz in Ifisi - und er hatte es in sich. Schon lange hatte ich den Wunsch, an einem solchen Einsatz teilzunehmen, nachdem Martin Hinnen (Vorstandsmitglied von ZMT und mein ehemaliger Vorgesetzter) und meine Freundin Sarah Zeller, die vor einigen Jahren mit dabei war, mir davon berichtet hatten. Nun sind die Kinder gross genug, der Alltag organisiert, und ich darf in das wunderschöne Tansania reisen, Menschen vor Ort kennenlernen, wirklich mit Kultur und Leben in Kontakt kommen, und mein Wissen aus 10 Jahren als Radiologiefachfrau und Ausbildnerin in der Schweiz in einem ganz andere Kontext einbringen.
So reise ich gespannt und nervös mit einer mir völlig fremden Gruppe in ein Land, dass ich nur als Touristin kannte. Doch bereits unterwegs stellt sich raus, diese Gruppe ist toll. So viele wundervolle, offene Menschen, wir unterstützen einander und schauen zueinander, es wird sicher schön.
Nach der Ankunft, netten Begrüssung, Bezug von Hotel und ersten Nacht erhalten wir schon eine Führung durchs Spital. Ich bin begeistert von Atmosphäre und den vielen Bemühungen, die von Verein und Spitalleitung getroffen werden, für eine stetige Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung. Vieles im Spital wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, nach wenigen Tagen erkennt man aber, wie die Kultur, die Menschen und die zur Verfügung stehenden Mittel alles Beeinflussen.
Nun aber endlich zum Röntgen - schliesslich bin ich dafür da. Zu Beginn werden wir direkt mit der nicht ganz geschmeidig laufenden Auslesemaschine konfrontiert - das Problem ist bekannt und wird zum ersten Projekt für Ruedi und mich. (Dazu gabs bereits einen kleinen Blogeintrag). Mit
etwas Fernhilfe aus der Schweiz konnten wir das Gerät in mehreren Anläufen - und dank Organspende eines nicht mehr Funktionierenden Ersatzgerätes - am zweiten Tag wieder zum laufen bringen. Mit diesem Erfolg ist auch die Motivation im ganzem Team gestiegen. Mit freudiger Überraschung habe ich festgestellt, dass wir sogar Studierende betreuen! Sie werden in Ultraschalldiagnostik und Röntgen in diesem Spital ausgebildet, lernen aber im Rahmen der Ausbildung ebenso CT, MRT und die ganze Technik. So hatten die Studierenden und Diplomierten vor Ort mit mir einige spannende Diskussionen über technische Möglichkeiten, Fortschritt, Verfügbarkeit und viele weitere Berufsbezogene Themen. Erfreut habe ich sehr schnell festgestellt, dass die Ausbildung sehr fundiert stattfindet, und gerade Anatomie und Pathologie sehr vertieft erlernt wird.
Was mir allerdings durchaus schwer viel, war die Umstellung im Umgang mit den Patienten und Patientinnen. Wo wir in der Schweiz sehr darauf achten, dass diese sich wohl fühlen, bequem liegen, bloss keine Schmerzen haben, wird in Tansania durchaus rabiater gearbeitet. Wenn das Bein gebrochen ist, kann der Patient ja doch noch selbst auf die andere Liege umsteigen. Und wenn der Arm gedreht werden muss fürs Röntgen, dann wird er eben gedreht. Hier konnte ich - so hoffe ich zumindest - einen umsetzbaren Mittelweg anbringen. Indem ich noch verschiedene Techniken zur Lagerung vorstellen konnte, die sie zuvor nicht kannten. So haben sie nun die Möglichkeit, vermehrt ohne umlagern zu Röntgen, und auch vermehrt die Röntgenröhre zu drehen, anstatt die Patienten.
Und ich werde vermutlich auch den Patienten hier in der Schweiz etwas mehr Mithilfe zutrauen ;)
Ebenfalls sehr lehrreich war für mich, ohne meine gewohnte und geliebte CT-Diagnostik kompliziertere Trauma Diagnostik durchzuführen. So habe ich zum ersten Mal im Leben spanerse Schädel geröntgt, und so einige akute Unfälle nicht als Traumaspirale, sondern mit verschiedensten Röntgenbildern und Lagerungstechniken untersucht.
Ganz Nebenbei hat uns dann auch noch die Aufräumwut gepackt. So haben wir die ehemalige Dunkelkammer, mit der nicht mehr benötigten Entwicklungsmaschine, sowie alten Röntgenfilmen und Entwicklerflüssigkeiten ausgeräumt, ausgemistet, gründlich geputzt und in ein verwendbares Lager umgewandelt. Dadurch können nun Röntgenspezifische Ersatzteile und Utensilien direkt in der Abteilung gelagert werden, anstatt im entfernten Store zu verstauben und bei Bedarf mühselig gesucht und angeschleppt zu werden.
Gegen Ende des Einsatz sind durch politische Turbulenzen leider nicht mehr ganz alle geplanten Projekte durchgeführt worden. Eigentlich hätte sich eine grössere Gruppe Studierender einfinden sollen, mit welchen wir noch spanerse Schulungeinheiten geplant hatten, diese konnten nun aber nicht mehr anreisen, und auch der Hauptverantwortliche Ausbildner hat sich mit seiner Familie vor den zunehmenden Unruhen in Sicherheit gebracht. Zumindest vier Schüler waren aber zeitgleich da und haben interessiert am Teaching teilgenommen.
Zwischen der ganzen Arbeit im Spital gab es viel Raum für sehr spannende Gespräche mit den Ortsansässigen, grossartigen Abteilungsübergreifenden Support im Team von ZMT, schöne Ausflüge in Natur und auf den Markt, und viele neue Freundschaften.
Abschliessend kann ich nur sagen - Ich hoffe sehr, ich wir sehen uns wieder!
Kwaheri na tuonane hivi karibuni!
Lesley Escher Radiologie
Weekend, Ein Tag auf dem Markt in Mbeya - die Wasserfälle von Kipengere
Heute haben wir den farbenfrohen Markt in Mbeya besucht. Zwischen den vielen Ständen, Düften und freundlichen Gesichtern haben wir wunderschöne Körbe entdeckt, die wir für unsere Märkte in der Schweiz eingekauft haben.Einige von uns konnten nicht widerstehen und haben sich noch auf die Suche nach den typisch afrikanischen Stoffen gemacht – so bunt, lebendig und voller Geschichten!Nach dem Einkauf haben wir uns im Maua Café eine wohlverdiente Pause gegönnt und ein leckeres Mittagessen genossen. Ein perfekter Moment, um die Eindrücke des Tages zu teilen und die Sonne Mbeyas zu spüren. 🌞Währenddessen ist die zweite Gruppe früh am Morgen zu den Wasserfällen in Kipenge aufgebrochen. Wir sind schon sehr gespannt, was sie am Sonntag erzählen werden – und natürlich freuen wir uns auf die wunderschönen Bilder, die sie sicher mitbringen!
Freitag, 24. Oktober 2025
Wenn man in einem anderen Land arbeitet, beginnt man, nicht nur eine neue Sprache zu lernen, sondern auch eine andere Art zu denken und zu fühlen. Manche Wörter werden zu kleinen Ankern im Alltag – sie tragen Geschichten, Gerüche und Gesichter in sich. Heute möchte ich euch meine fünf liebsten Kiswahili-Wörter vorstellen, die für mich viel mehr bedeuten als nur ihre Übersetzung.Nusu kabuti– bedeutet eigentlichSpinalanästhesie, wird hier aber oft auch für dieVollnarkoseverwendet.
Narkose machen ist in Ifisi immer ein Stück Improvisation – sei es beim Blutdruckmessen oder beim Halotan-Geruch. Während der Patient schläft, wird im Hintergrund vom Anästhesieteam gezaubert und improvisiert. Und trotzdem (oder gerade deswegen) funktioniert es erstaunlich gut. Hut ab vor dem Ifisi-Team!Buibui– dieSpinne. Ein Wort so süß, dass es mich fast mit dem Tier versöhnt – auch wenn ich es trotzdem nicht in meinem Zimmer haben möchte.Parachichi–Avocado. Ich merke es mir mit einem kleinen Bild im Kopf: „Der Chichi von Arosa“ (die Älteren werden sich erinnern 😉), wie er mit seinem Gleitschirm durch die Lüfte segelt.Chapchap–schnell, schnell. Dieses Wort ist hier allerdings Mangelware, denn ein anderes, wunderschönes Wort übertrumpft es fast immer:Pole pole– „langsam, langsam“.Shukrani na ajabu–Dankbarkeit und Wunder. Diese beiden Wörter bekommen hier eine ganz besondere Bedeutung. Wunder geschehen tatsächlich – erinnert ihr euch an Isaya, den kleinen Jungen aus dem Buch„Dürfen Ziegen fliegen?“Er ist inzwischen elf Jahre alt und besucht mich jedes Jahr, wenn ich hier bin.
Sprache ist wie Medizin – manchmal heilt sie, manchmal öffnet sie neue Welten. Diese fünf Wörter erinnern mich daran, warum ich hier bin: um zu lernen, zu staunen und dankbar zu sein.Shukrani na ajabu– Dankbarkeit und Wunder – begleiten mich jeden Tag in Ifisi.Tanja Freund-Stössel Anästhesie
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Mein erster Eindruck vom Spital Iffisy – „Shagalabagala“
„Shagalabagala“ – auf Kiswaheli: Chaos. Genau so, fühlte es sich in meinem Kopf an. 🙂 Ich war von Anfang an alleine in der Notaufnahme eingeteilt und dachte: Kein Problem, das schaffe ich! Doch die ersten Schritte waren schwieriger als gedacht.
Nach zwei Stunden kam Sara – und plötzlich wurde vieles leichter. Sara ist unsere Koordinatorin. Sie weiss ganz genau, wen man fragen muss, wo man etwas findet und mit wie viel Kommunikationsgeschick (oder besser gesagt: Charme 😉) man am besten zum Ziel kommt – egal ob es darum geht, eine OP-Lampe zu reparieren (damit man nicht mit der Taschenlampe Fäden ziehen muss) oder einen transparenten Kleber zu finden, um Material und Medikamente im Schrank zu beschriften und zu sortieren.
Tag für Tag zeigt sich, wie unbezahlbar ihr Wissen und ihre Erfahrung sind. Ihre Energie und gute Stimmung erleichtern mir spürbar viele Situationen, die ich hier erlebe – zwischen Leben und Tod, Leid, menschlicher Würde, gesundem Menschenverstand, Armut … und der Natur. Und das betrifft nicht nur die Notfallstation.
Gemeinsam mit dem Team der Notaufnahme haben wir versucht, mehr Ordnung und Struktur in den Ablauf zu bringen. Im kleinen Rahmen fand sogar der erste Basic-Life-Support-Kurs statt. Und plötzlich funktioniert vieles: Trotz sprachlicher Barrieren lassen sich kleine Erfolge spüren.
Das gemeinsame Interesse im Team, die Dankbarkeit der Patientinnen und Patienten und die strahlenden Augen der Kinder berühren mich jedes Mal. Asante sana!Schritt für Schritt, im Slow-Modus, gehen wir gemeinsam auf unser Ziel zu. Mit offenen Augen – und einem offenen Herzen.
Jana Lussi Notfallpflege
Mittwoch, 22. Oktober 2025
Nach einer herzlichen Begrüßung und einer wunderbaren Akklimatisationszeit am ersten Tag auf der Kaffeeplantage begannen ab Montag die ersten Herausforderungen für unser Einsatzteam in Ifisi.
Als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe durfte ich in den ersten Tagen die Ultraschallsprechstunde für Schwangere und gynäkologische Patientinnen, die Wöchnerinnenstation und den Operationssaal kennenlernen.
In den letzten Einsätzen wurden die einheimischen Kolleginnen und Kollegen bereits an die Durchführung des geburtshilflichen und gynäkologischen Ultraschalls herangeführt. Nun sollten sie zeigen, was sie seitdem gelernt haben und anwenden können – und es war beeindruckend zu sehen, mit wie viel Motivation und Freude sie dabei sind.
Zu Beginn musste ich mich erst an die für mich eher chaotisch wirkende Arbeitsweise gewöhnen. Die Patientinnen erscheinen morgens, bezahlen zunächst die Untersuchung und warten dann oft stundenlang bis in den Nachmittag hinein, bis sie an der Reihe sind. Für mich war anfangs kaum ersichtlich, wer Priorität hat – die mit Bostitch zusammengehefteten Krankenakten aus unterschiedlichen grossen Zetteln, Rechnungsbelegen und Ultraschallbildern lagen irgendwo auf dem Tisch verteilt. Doch die einheimische Kollegen behalten erstaunlicherweise den Überblick.
Die Untersuchungen finden in zwei miteinander verbundenen Räumen statt, die nur durch Vorhänge voneinander getrennt sind und dank den vorherigen Einsätzen von ZMT mit Untersuchungsstuhl, -liegen und modernen Ultraschallgeräten ausgestattet sind. Mehrere Patientinnen befinden sich manchmal gleichzeitig im Raum – die eine zum Ultraschall, die andere zu Befundbesprechung - Privatsphäre, wie wir sie von zu Hause kennen, gibt es hier nicht.
Trotzdem sind die Begegnungen unglaublich herzlich. Wenn man die Frauen mit einem Lächeln und ein paar Worten in der Landessprache Kiswaheli begrüßt, verwandelt sich ihre anfängliche Zurückhaltung schnell in Freude. 💛
Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist der Austausch mit den einheimischen Kolleginnen und Kollegen. Oft sind es nur kleine Tipps – eine bestimmte Einstellung am Ultraschallgerät, ein anderer Knopfdruck oder ein kleiner Trick –, die im Alltag helfen. Zu sehen, wie sie hochmotiviert und mit Begeisterung lernen, erfüllt mich jedes Mal aufs Neue. Es ist ein wunderschönes Gefühl, mein Wissen weiterzugeben und gleichzeitig selbst so viel dazuzulernen.
Am ersten Tag war der Andrang riesig: über 50 Patientinnen kamen zur Ultraschallsprechstunde! Und gleich am ersten Tag begegnete ich Krankheitsbildern, die bei uns viel seltener vorkommen. Eine Patientin hatte ein weit fortgeschrittenes Stadium von Gebärmutterhalskrebs. Eine Krebsart, die bei uns in der Schweiz seltener in so einem späten Stadium entdeckt wird, da wir viele Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Viele Frauen gehen hier erst sehr spät zum Arzt, sei es aus Kostengründen, aus Unwissen oder aus Scham.
Gestern standen dann Operationen auf dem Programm – mehrere Kaiserschnitte und eine Gebärmutterentfernung. Viele Vorgehensweisen ließen mich staunen: Es wird anders operiert, einfacher, pragmatischer. Ressourcen und Material sind begrenzt, manchmal fehlt auch das Wissen. Die Art, wie hier operiert wird, unterscheidet sich deutlich von der westlichen Medizin. Anfangs war das ungewohnt, teils schockierend – doch mit der Zeit lernt man, den anderen Blickwinkel zu verstehen und zu respektieren.
Das Arbeiten hier stellt oft besondere Herausforderungen dar. So zum Beispiel, wenn man auf der Station rasch eine Ultraschalluntersuchung bei einer Patientin mit starken Schmerzen nach der Geburt durchführen möchte – und plötzlich funktioniert die Steckdose nicht. 🔌 Im Verlauf der Tage hat sich gezeigt, dass viele Geräte im Krankenhaus nicht regelmäßig gewartet werden. Manche haben nur noch eingeschränkte Funktionen, Defekte werden oft nicht repariert, und Ersatzteile fehlen völlig. So lernt man, mit viel Improvisation, Geduld und Kreativität das Beste aus jeder Situation zu machen.
Oft stehen nicht genügend Ressourcen zur Verfügung – sei es bei diagnostischen Möglichkeiten oder bei Medikamenten – oder die Patientinnen können sich notwendige Untersuchungen schlicht nicht leisten. Das zwingt dazu, die eigene Arbeitsweise anzupassen, zu improvisieren und Prioritäten neu zu setzen. Es ist eine andere Art, Medizin zu praktizieren – mit weniger Technik, aber oft mit umso mehr Herzlichkeit. ❤️
Nathalie Simon
Dienstag, 21. Oktober 2025
𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗥𝗮𝗱𝗶𝗼𝗹𝗼𝗴𝗶𝗲, 𝗧𝗲𝗰𝗵𝗻𝗶𝗸 𝘂𝗻𝗱 𝗟𝗲𝗶𝗱𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝘁 𝗮𝘂𝗳𝗲𝗶𝗻𝗮𝗻𝗱𝗲𝗿𝘁𝗿𝗲𝗳𝗳𝗲𝗻…
Mein Highlight aus dem Projekt Zurich meets Tanzania:
Heute war es ein kleines Ersatzteil und drei Menschen mit grosser Leidenschaft für ihren Beruf.
Schon in den ersten Tagen im Einsatz für das Projekt in Tanzania standen Lesley Escher (Radiologiefachperson des HOCH Health Ostschweiz) und 𝗥𝘂𝗲𝗱𝗶 𝗠𝗲𝗶𝗲𝗿 (pensionierter Leiter technische Dienste) vor einer echten Herausforderung in Ifisi 🇹🇿: Das Auslesegerät der 25 jährigen Röntgenanlage im Spital war defekt.
Ohne diese Anlage, keine Patienten, keine Diagnostik.
Aufgeben? Keine Option!
Mit Unterstützung von Antonius Mittelmeijer, einem pensionierten Röntgentechniker, der über 30 Jahre für Philips in der Schweiz gearbeitet hat, wurde das Teil via Video-Call, WhatsApp und E-Mail über Tausende Kilometer hinweg ersetzt.
Interdisziplinarität und Passion in Reinform, Radiologie trifft Technik, Erfahrung trifft Neugier, Distanz trifft Nähe.
Und wieder zeigt sich:
Mit Menschen, die Leidenschaft für ihren Beruf haben, gibt es kaum Herausforderungen, die nicht zu bewältigen sind.
Ein grosses 𝗗𝗔𝗡𝗞𝗘 ❤️ an alle, die dieses Projekt mit so viel Herz, Können und Improvisationsfreude tragen.
Manchmal sind es die kleinen Schrauben, die das grosse Ganze am Laufen halten.
Montag, 20. Oktober 2025
Frühmorgens trafen wir uns heute zum gemeinsamen Frühstück im Community Center. Den meisten war die Motivation und der Elan vor dem ersten Arbeitstag anzusehen. Andere (mich eingeschlossen) benötigten zuerst ein oder zwei Tassen Kaffee.
Im Spital nahmen wir zuerst am allwöchentlichen Gottesdienst teil. Obwohl die Predigt grossenteils in Kisuaheli gehalten wurde, verstanden wir gut, wie man uns herzlich willkommen hiess und den höheren Mächten für die Zusammenarbeit und Unterstützung dankte.
Anschliessend ging es sehr weltlich mit unseren jeweiligen Aufgaben im Spital weiter. Nach einem warmherzigen Wiedersehen mit Dr. Edward, einem noch in Ausbildung stehenden Clinical Officer, den ich noch von meinem letzten Einsatz her kenne, gings für mich ins kardiologische Ambulatorium. Es war schön zu sehen, dass die Arbeitsinfrastruktur seit Oktober 2024 merklich verbessert wurde. Mit Dr. Edward konnte ich so rund 15 Patienten klinisch und mit Herzultraschall untersuchen. Offenbar wurden bewusst viele Patienten auf die Zeit unserer Anwesenheit eingeplant. Sei es weil die Fälle komplex und diskussionsbedürftig waren oder auch um an möglichst vielen Patienten das Fachwissen zu testen und zu vergrössern. Auf einer recht soliden Wissensgrundlage konnte ich so mit Dr. Edward interessante Aspekte unserer Untersuchungen und Therapievorschläge diskutieren.
Was mich hier in Tansania immer wieder überrascht sind die teilweise sehr ähnlichen Untersuchungsgründe wie in Mitteleuropa, beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes und unklare Atem- oder Brustbeschwerden. Hierfür sind nicht zuletzt die Angleichungen an unseren Lebensstil mit ungesunder Ernährung, Bewegungsarmut und Übergewicht schuld. Auf der positiven Seite kann man natürlich auch die steigende Lebenserwartung und deshalb altersassoziierte Erkrankungen wie z.B. Bluthochdruck sehen.
Aus ärztlicher Sicht spannend aber aus menschlicher Perspektive tragischer sind dagegen viele Krankheitsbilder, welche wir aufgrund von pränataler Vorsorgeuntersuchungen, guter Kinder- und Jugendmedizin und richtiger Behandlung infektiöser Erkrankungen in der Schweiz nicht mehr sehen, hier aber immer wieder vorkommen. Belastend ist hierbei für uns vor allem das bewusst werden, welche therapeutischen Möglichkeiten zwar notwendig wären aber hier nicht verfügbar sind.
Auch meine Kollegen der anderen medizinischen Fachrichtungen und Aufgabenbereiche starteten heute ohne grosse Umschweife mit der Behandlung und dem Teaching auf dem Notfall, dem Wundambulatorium, der chirurgischen und gynäkologischen Sprechstunde, der Anästhesie, der Radiologie und der Physiotherapie. Mit Ruedi haben wir beim aktuellen Einsatz sogar einen technischen Alrounder dabei, der sich um die Infrastruktur und Technik im Spital kümmert.
Somit sind wir alle gespannt auf die Früchte unserer Zusammenarbeit mit den Ärzten, Pflegenden und Menschen im Mbalizi Spital in Mbeya.
Victor Dürst
Sonntag, 19. Oktober 2025
Heute, am Sonntagvormittag, haben wir einen spannenden Rundgang durch das Ifisi-Spital unternommen. Es war beeindruckend zu sehen, mit wie viel Engagement hier gearbeitet wird und welche wichtige Rolle das Spital in der Region spielt.
Im Anschluss daran machte sich der Großteil unseres Teams zu Fuß auf den Weg zur Utengule Coffee Lodge – eine kleine Wanderung mit großartiger Aussicht und viel guter Laune. Einige von uns entschieden sich für die gemütlichere Variante und fuhren mit dem Auto dorthin.
Ob zu Fuß oder auf vier Rädern – am Ziel wurden alle mit einem wunderschönen Ausblick und einer wohlverdienten Pause belohnt.
Samstag, 18. Oktober 2025
Nach fast 24 Stunden Reise ist unser Team gut in Ifisi gelandet – müde, aber glücklich. Der Weg war lang: von Zürich über Addis Abeba, Daressalam und schließlich weiter nach Mbeya. Doch jeder Kilometer hat sich gelohnt. Am Ziel angekommen, wurden wir herzlich von unseren Freunden empfangen. Es war ein bewegender Moment – Umarmungen, Lächeln, vertraute Gesichter und viele neue. Die Wärme und Gastfreundschaft hier berühren uns jedes Mal aufs Neue. Jetzt heißt es erstmal ankommen, ausruhen und die ersten Eindrücke wirken lassen. Wir freuen uns auf die kommenden Tage, die Begegnungen, die gemeinsamen Projekte – und darauf, wieder ein Stück dieses besonderen Ortes mit euch teilen zu können.
Freitag, 17. Oktober 2025
Unser Abenteuer beginnt - Abflug von Zürich nach Tansania
Es ist 18 Uhr, und wir stehen am Flughafen Zürich. Unser Flug nach Tansania geht zwar erst um 21:00 Uhr, aber wir wollten ganz bewusst früher da sein – nicht nur wegen der Formalitäten, sondern weil sich dieser Moment für uns einfach besonders anfühlt. Die Koffer sind aufgegeben, die Reisedokumente mehrfach gecheckt. Es ist ein spannendes Gefühl – zwischen Aufbruch, Vorfreude und einem Hauch Nervosität. Hinter uns liegt eine intensive Vorbereitungszeit: Impfungen, Visa, Reiseapotheke, Packlisten, Material und jetzt ist es endlich so weit.
Wir fliegen mit 3 Zwischenlandung. Für uns ist das aber nicht nur ein Ortswechsel, sondern der Beginn eines echten Abenteuers. Wir sind neugierig auf die Menschen, die Natur, die Geräusche, die Gerüche – einfach auf alles, was anders ist als zu Hause.